Unser Beitrag für die Rezensionszeitschrift “ReLü”
“Hiermit übersenden wir, die Teilnehmer des Seminars “Literaturübersetzen Französisch” an der Universität Wien unter der Leitung von Dr. Margret Millischer, Ihnen die von uns im Unterricht gemeinsam angefertigte Rezension_Beese_Foenkinos zu der deutschen Übersetzung von „La délicatesse“ des französischen Autors David Foenkinos. Die Übersetzung wurde von Christian Kolb vorgenommen und ist unter dem Titel “Nathalie küsst” erschienen.
Sophie Beese (Teilnehmerin des Seminars)
Selten kommt es vor, dass literische Übersetzer Beachtung finden, oft werden sie nicht einmal namentlich erwähnt. Das kann man von Elisabeth Edl nicht behaupten, ihre Neuübersetzung von Madame Bovary wurde in allen großen Zeitungen besprochen (in der FAZ (6.10.2912, der NZZ (31.10.2012), der Zeit (6.12.2012) – zumeist sehr lobend bis hymnisch, wenn auch bisweilen kritisiert wird, dass sie im Nachwort zu schulmeisterlich oder allzu überheblich auftritt.
“Elisabeth Edl ist eine selbstbewusste Frau. Im Anhang hält sie ohne Scheu fest, was sie von ihren Vorgängern hält: “Überprüft man diese Übersetzungen an dem Maßstab, den Flaubert selber für seinen Roman aufgestellt hat, so ist das Ergebnis niederschmetternd: Keine einzige Übersetzung scheint sich der Herausforderung überhaupt bewusst zu sein.” Das zeugt in seiner Anmaßung nicht nur von mangelndem Respekt, sondern auch von einer Fehleinschätzung, was die Zeitbedingtheit jeder Übersetzung ausmacht.” (Die Welt – 9.1.2013)
Eine derartige Selbstein/überschätzung muss zwangsläufig Kritik hervorrufen. So etwa Jochen Jung in der Presse (11.01.2013) “Und ewig grüßt Frau Bovary” oder ein ganzseitiger Artikel in der Furche vom 17.1.2013 von Oliver vom Hove – “Übersetzung als Konstrukt”. Darin moniert er, dass Neuübersetzungen oft den Haken haben, “vor lauter Neuheitsdrang das gute Alte auch dort nicht zu übernehmen, wo es besser wäre.” Das führt dann mitunter zu Verkrampfungen und Verrenkungen und gespreizten Formulierungen, “denen man die Absicht anmerkt, allen Vorgängern auszuweichen”.
Wie schön, dass durch eine Übersetzung und eine Übersetzerin so viele Polemiken ausgelöst werden können!°
Im STANDARD vom 10. März erscheint unter dem Titel “Künstler im Hintergrund” ein Beitrag über die Arbeit der literarischen Übersetzer.
Auf der Leipziger Buchmesse (14. bis 17. März), die sich als literarischer Brückenbauer zwischen Ost und West sowie als großangelegtes Lesefest für das Publikum versteht, wird kommenden Donnerstag der renommierte Preis der Buchmesse vergeben. Und zwar in den Bereichen Belletristik, Sachbuch – sowie in der zu wenig beachteten und zuweilen auch von den Feuilletons stiefmütterlich behandelten Sparte der literarischen Übersetzung.
Über die große Kunst, den richtigen Ton zu finden, und das Ende der Bescheidenheit einer Berufsgruppe. Übersetzer über ihre hintergründige Arbeit